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Bundeskongress „Stark gegen Antiziganismus! – Wie weiter nach dem Bericht der UKA*?“
24. Februar 2022 / 10:00 - 13:00 Uhr
Am 24. Februar 2022 lädt das Kompetenznetzwerk Antiziganismus zum Bundeskongress ein. Unser Thema: „Wie weiter nach dem Bericht der UKA*?“ Im Fokus steht dabei der Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus (UKA) und dessen Auswirkungen auf die (Bildungs-)Arbeit gegen Antiziganismus. Unter dem Titel „Perspektivwechsel – Nachholende Gerechtigkeit – Partizipation“ wurde der Bericht im letzten Jahr veröffentlicht und macht deutlich, dass Antiziganismus nach wie vor ein massives gesamtgesellschaftliches Problem in Deutschland darstellt.
Auf Grundlage mehrerer wissenschaftlicher Studien erarbeiteten Expert*innen im Auftrag der Bundesregierung Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Antiziganismus. Zentral in den empirischen Erhebungen sind die Perspektiven Betroffene. Untersucht wurde Antiziganismus u.a. in kommunaler Verwaltung, im Bildungsbereich und der Polizei. Mehrere Studien weisen laut dem Gremium hier institutionellen Antiziganismus nach. Als Konsequenz fordert die Kommission eine umfassende Strategie gegen Antiziganismus. So sollen unter anderem Beauftragte gegen Antiziganismus auf Bundes- und Landesebene berufen und eine ständige Bund-Länder-Kommission geschaffen werden, um die Arbeit gegen Antiziganismus nachhaltig politisch zu verankern.
Der Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose: „Die Umsetzung der Empfehlungen zur Bekämpfung des Antiziganismus wird Bund, Länder und Gemeinden ebenso wie die Zivilgesellschaft vor erhebliche Herausforderungen stellen. Denn wie die UKA zum einen feststellt, gilt Antiziganismus als Normalität. Ein Bewusstsein und die Wahrnehmung der massiven Diskriminierungen von Sinti und Roma in nahezu allen Lebensbereichen fehlen fast vollständig. Zum anderen zeigen die Empfehlungen des Berichts, dass die Bekämpfung von Antiziganismus kaum auf entsprechende Instrumente, Materialien oder Einrichtungen aufbauen kann. Im Gegensatz zur Bekämpfung des Antisemitismus muss die Arbeit hier geradezu bei null beginnen.“
Beim diesjährigen Bundeskongress stehen zwei der dem Bericht zugrundeliegenden Studien im Fokus: In der von Iman Attia und Isidora Randjelović geleiteten Erhebung wurden Rassismuserfahrungen von Sinti*zze und Rom*nja in Deutschland untersucht. Die Befragten berichten von Ausgrenzung in fast allen Bereichen des Lebens: im Berufsleben, im Alltag, bei der Wohnungssuche, in Medien und im Kontakt zu öffentlichen Institutionen und Behörden. Die institutionelle Dimension ist auch Gegenstand der Studie von Christian Hinrichs und Tobias Neuburger. Hier wurde im Kontext der EU-Binnenmigration eine Verstrickung der Kommunalverwaltungen in einen antiziganistischen Diskurs identifiziert, die zur Segregation und Stigmatisierung der betroffenen Menschen führt. Anhand dieser Problemfelder werden Perspektiven für die zukünftige Arbeit gegen Antiziganismus diskutiert.
Programm:
Moderation: Jasar Dzemailovski, Carmen e.V.
- 10 Uhr – Eröffnung Emran Elmazi, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
- 10:05 – Impuls: „Arbeit, Themen und Forderungen der Unabhängigen Kommission Antiziganismus“, Silas Kropf, Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus
- 10:30 Input: „Rassismuserfahrungen von Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland“, Isidora Randjelović und Iman Attia mit anschließender Diskussion. Moderation: Guillermo Ruiz, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
- Kurze Pause
- 11:30 Input: „Mechanismen des institutionellen Antiziganismus: Kommunale Praktiken und EU Binnenmigration am Beispiel einer westdeutschen Großstadt“, Tobias Neuburger mit anschließender Diskussion. Moderation: Valerie Laukat, Amaro Foro
- Kurze Pause
- 12:30 – Abschlussrunde
- 13:00 – Ende der Veranstaltung
Zu den Referent*innen:
- Prof. Dr. Iman Attia Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin mit den Schwerpunkten Rassismusforschung sowie rassismuskritische Bildungs- und Erinnerungsarbeit. Projektleitung der Studie zu Rassismuserfahrungen von Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland im Auftrag der Unabhängigen Kommission Antiziganismus.
- Silas Kropf, M.A. Organisations- und Personalentwicklung. Leitender Organisationsberater und freiberuflicher Referent für Bildung und zivilgesellschaftliches Engagement, mit Fokus auf die Themenfelder Antiziganismus und Selbstorganisation. Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus.
- Tobias Neuburger Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz Forschungszentrum Center for Inclusive Citizenship sowie am Institut für Didaktik der Demokratie an der Leibniz Universität Hannover. Autor der Studie „Mechanismen des institutionellen Antiziganismus: Kommunale Praktiken und EU Binnenmigration am Beispiel einer westdeutschen Großstadt“ im Auftrag der Unabhängigen Kommission Antiziganismus (mit Christian Hinrichs).
- Isidora Randjelović Mitinitiatorin des feministischen Romnja* Archivs RomaniPhen, Dipl. Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin, engagiert in der IniRromnja. Projektleitung der Studie zu Rassismuserfahrungen von Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland im Auftrag der Unabhängigen Kommission Antiziganismus.
Wichtig: Aufgrund der aktuellen Lage wird der Bundeskongress als Online-Veranstaltung über die Plattform Zoom stattfinden. Interessierte sind gebeten, sich unter der Adresse berlin@sintiundroma.de anzumelden. Zusätzlich wird die Veranstaltung auf dem YouTube-Kanal des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma als Livestream übertragen.