
Ausschreibung: Bildungsreise zur Gedenkstätte Bergen-Belsen
14.07.2025 – 16.07.2025
„Unsere Schicksale sind miteinander durch dieselbe Pflicht zum Gedenken verknüpft“
Verfolgung, Selbstbehauptung, Erinnerung und Solidarität. Jüdinnen*Juden und Sinti* und Roma* in Bergen-Belsen
Liebe Multiplikator_innen im Bereich der (historisch-)politischen Bildungsarbeit,
liebe Interessierte,
hiermit laden wir Euch herzlich zu einer Bildungsreise zur Gedenkstätte Bergen-Belsen zum Thema Jüdinnen*Juden und Sinti* und Roma* – Verfolgung und Resilienz ein. Es handelt sich dabei um ein Angebot des Bildungsforums gegen Antiziganismus und des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e. V. (RIAS, Partner im Kooperationsverbund gegen Antisemitismus) in Kooperation mit der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.
Bergen-Belsen stellt bis heute für Jüdinnen*Juden wie für Sinti* und Roma* einen Ort furchtbarer Verbrechen und unermesslichen Leidens dar. Über 72.000 Menschen starben im Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager Bergen-Belsen an Hunger, Krankheiten und Gewalt.
Nach 1945 wurde Bergen-Belsen für Überlebende jedoch auch ein Ort der Resilienz und Emanzipation. Im jüdischen Displaced Persons (DP) Camp, das in einer ehemaligen Wehrmachtskaserne in der Nähe eingerichtet wurde, lebten nach der Befreiung zwischen 1945 und 1950 bis zu 12.000 Überlebende der Schoa. Zahlreiche Selbstorganisationen, darunter das „Zentralkomitee der befreiten Juden in der britischen Zone“, engagierten sich für die Belange der jüdischen Überlebenden. Die meisten jüdischen DPs konnten oder wollten nicht in Europa bleiben, da sie auch nach 1945 Verfolgung und Stigmatisierung fürchteten. Eine Ausreise in die USA oder andere Länder gestaltete sich jedoch auch nach der Befreiung sehr schwer. Vor diesem Hintergrund setzten sich zahlreiche Überlebende unmittelbar nach der Befreiung für die freie Auswanderung nach Palästina und die Gründung des Staates Israel ein.
Die Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti* und Roma* eignete sich das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers im Oktober 1979 an. Der damalige „Verband Deutscher Sinti“ organisierte erstmals eine große internationale Gedenkveranstaltung mit 2.000 Teilnehmenden, die die Erinnerung an die ermordeten Sinti* und Roma* mit dem politischen Protest gegen die anhaltende Diskriminierung der Minderheit verband. Unter den Teilnehmenden war auch die erste Präsidentin des Europäischen Parlaments Simone Veil, die als jüdische Überlebende der Konzentrationslager Ravensbrück, Auschwitz und Bergen-Belsen ihre Solidarität mit der Verfolgtengruppe der Sinti* und Roma* demonstrierte.
Ziel der Bildungsreise ist es, Multiplikator*innen im Bereich der (historisch-)politischen Bildungsarbeit den historischen Ort Bergen-Belsen aus unterschiedlichen Perspektiven näher zu bringen.
So lernen wir zum einen Bergen-Belsen als Ort der antisemitischen und antiziganistischen Verfolgung kennen: als Teil des nationalsozialistischen Lagersystems nahm das KZ Bergen-Belsen sowohl für Jüdinnen*Juden als auch für Sinti* und Roma* eine bedeutende Rolle ein.
Im Hinblick auf die Zeit nach der Befreiung setzen wir uns zum anderen mit Perspektiven von Angehörigen beider Gruppen auf den (politischen) Wiederbeginn und die Emanzipation auseinander.
Zudem wird Bergen-Belsen als Ort des Gedenkens und Erinnerns eine wichtige Rolle spielen. Die Entwicklung des Erinnerungsortes wird dabei entlang einschlägiger Diskussionen der Erinnerungskultur und zentraler Entwicklungen aus den Verbänden heraus diskutiert.
Außerdem möchten wir fragen, was Erinnerung und Solidarität im Engagement gegen Antisemitismus und Antiziganismus heute bedeutet und welche neuen Formen des Erinnerns es vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen und Transformationsprozesse braucht.
Für Unterkunft und Verpflegung ist gesorgt, die Unterbringung findet in Doppelzimmern statt. Die Teilnahme ist kostenlos und richtet sich an interessierte Multiplikator*innen der (historisch-)politischen Bildungsarbeit. Die Anreise wird von den Teilnehmenden selbst organisiert, Fahrtkosten werden nicht übernommen. Die Teilnehmendenzahl ist auf zehn Personen begrenzt.
Wir bitten Interessierte um einen Lebenslauf mit kurzem Motivationsschreiben, in dem sie ihre Gründe für die Teilnahme an der Bildungsreise darlegen. Die Auswahl der Teilnehmer*innen erfolgt auf Basis dieser Unterlagen. Die Bewerbungen können bis zum 25. Mai 2025 an vermittlung@sintiundroma.de gesendet werden.