Das Trauma der Verfolgung und die Kontinuität der Diskriminierung im Nachkriegsdeutschland erzeugten bei vielen Überlebenden Gefühle der Angst und der Ohnmacht. In der Gesellschaft sichtbar zu werden oder sich gar politisch zu engagieren, war für viele von ihnen zunächst undenkbar.
Nur eine kleine Gruppe von Überlebenden hatte die Kraft, diese Situation zu überwinden. Dazu zählten die Brüder Oskar und Vinzenz Rose, die 1948 eine erste Initiative starteten, die Verantwortlichen für den Völkermord an den Sinti und Roma vor Gericht zu stellen. Sie erstatteten beispielsweise Strafanzeige gegen den einstigen Leiter der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ Robert Ritter.
Ein großes Anliegen der Bürgerrechtsbewegung war die Anerkennung des Völkermordes an den Sinti und Roma. Deswegen spielten Gedenken und Erinnern eine zentrale Rolle, um daran anknüpfend den Abbau von aktuellen Diskriminierungen zu erreichen. Mit Protestaktionen erwirkte die Bürgerrechtsbewegung ein verstärktes öffentliches Bewusstsein für die anhaltende Diskriminierung von Sinti und Roma.
Im Jahr 1973 wurde der Heidelberger Sinto Anton Lehmann von der Polizei erschossen. Der „Verband Deutscher Sinti“ organisierte daraufhin in Heidelberg die erste öffentliche Demonstration gegen die Diskriminierung von Sinti und Roma. Rund 100 Angehö̈rige der Minderheit kamen aus dem Bundesgebiet zusammen. Die Demonstrant_innen trugen schwarze Fahnen und forderten auf Transparenten, nicht mehr länger als „Menschen zweiter Klasse“ behandelt zu werden.
Im Oktober 1979 fand eine erste große internationale Gedenkveranstaltung für die Opfer des Völkermordes auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen statt. Der „Verband deutscher Sinti“ hatte mit Unterstützung der „Gesellschaft für bedrohte Völker“ eingeladen. Es nahmen rund 2.000 Menschen daran teil, darunter circa 500 Sinti und Roma aus zwölf europäischen Staaten.
An Ostern 1980 traten zwölf Sinti, darunter drei KZ-Überlebende, in einen Hungerstreik. Ort war die Evangelische Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Dachau. Die Streikenden forderten unter anderem Aufklärung über den Verbleib und die weitere Nutzung der Akten der ehemaligen „Landfahrerzentrale“. Diese Akten waren teilweise von der Polizei weitergeführte NS-Dokumente, die Namen, Fingerabdrücke und persönliche Daten von Angehörigen der Minderheit enthielten. Beamt_innen der deutschen Kriminalpolizei und ehemaligen „Rasseforscher_innen“ hatten die Akten der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ jahrzehntelang geheim gehalten. Dadurch waren wichtige Beweise über die NS-Verfolgung der Sinti und Roma unterschlagen worden. Bei Nachforschungen zu diesen Akten im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung stellte sich heraus, dass ehemalige „Rasseforscher_innen“ die Akten weiterhin für ihre wissenschaftlichen Forschungen genutzt hatten, u. a. an der Universität Tübingen. Mit dem Ziel, diese Akten ins Bundesarchiv nach Koblenz zu überführen, besetzten Sinti im Jahr 1981 den Keller des Tübinger Archivs. Die Protestierenden konnten zwar erreichen, dass die Akten ins Bundesarchiv gebracht wurden, bis heute ist der Verbleib weiterer Teile der NS- Akten jedoch ungeklärt.